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Thema: Fahrt zum NORDKAP Sommer 2007 |
8. Tag Alta- Tromsö 319 km:
In der Nacht hat es noch geregnet, aber als ich aufbreche kommt die Sonne raus, und sie begleitet mich fast über den ganzen Tag.Ich fahre die ganze Strecke immer direkt an der Küste entlang, zunächst auf der E6 bis Olderdalen, später auf der 91 bis Tromsö. Zwischendurch gehts noch zweimal auf die Fähre,
erst von Olderdalen nach Lyngseidet für 58 Nkr, dann von Svensby nach Breivikeid für 46 Nkr. Die Fähren fahren praktisch im Pendelverkehr und die Überfahrt dauert jeweils ca. 30 min.
Die heutige Strecke führt mich über wunderschöne kleine Straßen bergauf-bergab und kurvenreich nach Süden. Manchmal habe ich Zweifel ob ich wirklich auf einer Europastrasse bin.
Aber es ist so. Mal fahre ich links vom Fjord im Schatten dann wieder rechts vom Fjord in der Sonne. Von der Landschaft
her erstklassig: Sonne, Meer, schneebedeckte Berge, kaum Verkehr.
Kurz vor Olderdalen zwingt mich ein menschliches Bedürfnis zum Halten. An drei Parkplätzen bin ich schon vorbei gefahren, weil ich keine sichere Abstellmöglichkeit für meine Deauville sehen konnte. Der vierte Parkplatz scheint mir geeignet, ich biege langsam ab, suche mir noch im fahren eine Stelle aus an der ich die Deauville auf den Seitenständer stellen will, und in dem Moment wo ich zum Halten komme, fällt mir meine Ville auf die rechte Seite. Ich höre mich noch laut Scheisse sagen, denn vor dem was passiert ist, hatte ich auf der ganzen Tour die größte Angst. Ich bin an unzähligen Fotomotiven vorbei gefahren, weil ich mich nicht getraut hatte mit Ville dort abzustellen, denn ich weiß, ich kriege sie nicht alleine wieder hoch.Und so ist es auch, zwei Versuche, bei denen ich mir mehrere blaue Flecken und einen schmerzenden Rücken einhandele, schlagen fehl.Ich weiß aber, daß hinter mir jeden Moment ein Wohnmobil kommen muß, und der freundliche Fahrer hilft mir sofort. Außer Kratzern am rechten Spiegel, Sturzpad und Koffer ist aber nichts passiert und ich kann meine Fahrt fortsetzen, zerbreche mir aber noch heute den Kopf, was ich da falsch gemacht habe. Eigentlich weiß ich es immer noch nicht, glaube aber, daß es nach rechts leicht abfällig war, und da ich mich voll auf die linke Seite konzentriet hatte,habe ich meinen rechten Fuß ggf. zu spät von der Fußraste genommen, denn ich bin nicht ausgerutscht, hägengeblieben und habe auch kein Übergewicht gekriegt. Das Geräusch des Aufschlages habe ich jedenfalls noch Tage später im Ohr.
Ansonsten verläuft die Fahrt aber ohne Probleme und gegen 1400 Uhr fahre ich in Tromsö ein und mache mich auf die Suche nach einer Bleibe. Der Campingplatz gegenüber der Eismeerkathedrale ist außer Betrieb und wird umgebaut, den Weg zur Jugendherberge kann mir niemand erklären und aufgrund der vielen Einbahnstraßen und Baustellen in der Stadt finde ich ihn auch nicht, obwohl ich ein Hinweisschild sehe. Als es jetzt auch noch anfängt zu regnen, halte ich direkt im Stadtkern in unmittelbarer Nähe zum Hafen vor dem Amalie Hotel und nehme mir ein Zimmer. Ich unternehme noch einen ausgedehnten Stadtbummel, denn hier war ich vor zwei Jahren auch mit dem Postschiff.
Tromsö hat ca. 57.000 Einwohner und ist Norwegens nördlichste Universitätsstadt. Der Stadtkern, in dem ich mich jetzt aufhalte, liegt auf der Insel Tromsöya, die durch eine 1000 mtr.lange imposante Brücke mit dem Festland verbunden ist. Die Mitternachtssonne kann hier, wenn es denn nicht wie heute regnet, von Ende Mai bis Ende Juli beobachtet werden. Aber davon kann heute keine Rede sein, und der Wetterbericht sagt auch für die nächste Tagen Regen voraus, wie mir die interessierte Mitarbeiterin an der Rezeption verrät.
Fortsetzung folgt ....
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9.Tag: Tromsö- Bjerkvik 219 km:
Um 0440 Uhr werde ich vom Mövengeschrei geweckt, stehe auf und schaue aus dem Fenster. Es ist taghell aber tief hängen die dunklen Regenwolken an den gegenüber liegenden Bergen fest und es regnet. Um 0915 Uhr fahre ich los und es regnet immer noch. Mein erstes Ziel ist Bjerkvik. Dort gabelt sich die Sraße in 3 Richtungen, nach rechts geht es über die E 10 auf die Lofoten, nach links auch über die E 10 nach Kiruna/Schweden und geradeaus über die E 6 nach Süden in Richtung Narvik. Sollte es dann immer noch regnen, mache ich hier Station und entscheide dann wie es weiter geht. Und so ist es:
Nach 3 Stunden und 219 km in heftigstem Regen bin ich es leid
und checke erst mal im Viking Hotel ein. Ich gammele den ganzen Nachmittag vor mich hin, draußen regnet es Bindfäden, aber es sind immer noch vereinzelte norwegische Biker unterwegs, die offensichtlich von den Lofoten kommen.Irgendwie
gehen die Norweger hier anders mit dem bißchen Regen um, das ist mir jetzt schon mehrfach aufgefallen.
Nach dem Abendessen gegen ca.1900 Uhr hört es zunächst auf zu regnen und der Himmel klart auf. Auf der anderen Seite des Fjordes ist Narvik jetzt deutlich zu sehen. Der Wirt sagt mir, daß das Wetter schon seit 1 Woche so " terrible " ist, davor war es allerdings 2 Wochen durchweg schön. Die Wetteraussichten sagen für diese Region auch für die nächsten Regen voraus, weiter im Süden bei Trondheim sollen es dagegen sonnige 24 Grad C. sein. Nach dem Abendessen trinke ich mir gefrustet wegen des Wetters einen Fernet Branca, der kostet hier im Hotel 72 Nkr., das sind runde 10 Euro !
Auf der Fahrt von Tromsö hierher ist mir aufgefallen, daß sich die Vegetation wieder deutlich geändert hat. Überwiegend säumen Birken - und Fichtenwälder die Straße, die hier bei weitem nicht so gut sind wie in Finnland. Die Vegetation hat dagegen durchaus ähnlichkeit mit Finnland, die Baumgrenze ist aber deutlich an den Bergen zu erkennen.Im übrigen war auch die heutige Strecke wieder bergauf/bergab und durchaus kurvenreich. Zunächst am Balsfjord entlang, dann durch das Salangsdal, Hochebene eingeschlossen. Da oben kommt mir der Regen waagerecht entgegen und ich denke mir, jetzt fehlt es nur noch das es anfängt zu schneien!
Mehr war heute eigentlich nicht. Mein größter Wunsch für morgen: Es soll trocken bleiben.
Und die Fortsetzung folgt...
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10.Tag Bjerkvik- Svolvaer/Lofoten 247 km:
Um 0110 Uhr werde ich wach und schaue aus dem Fenster.Es ist taghell und regnet. Der Himmel scheint aber aufzulockern, es sieht hoffnungsvoll aus. Um 0310 Uhr regnet es. Um 0510 Uhr regnet es Bindfäden aus dicken grauen Wolken. Um 0630 Uhr hat es zumindest schon mal aufgehört zu regnen. Um 0815 Uhr fahre ich los, es regnet nicht, aber vorsorglich ziehe ich mein Regenzeug an denn dunkle Wolken sind schon wieder im Anmarsch.
Ich nehme den Königsweg E 10 Richtung Lofoten.Diese Straße ist 1963 von König Olav eingeweiht worden, und heißt deshalb auch Kongsveien oder auf deutsch Königsweg. Von Bjerkvik geht es zuerst zur Tjeldsundbru, diese 1001 m lange Brücke verbindet das Festland mit der größten Insel Norwegens, der Hinnoya. Dann folgt die E 10 dem Tjeldsund mit Blick auf die Insel Tjeldoya. Inzwischen hat es auch wieder angefangen zu regnen, erst leicht, später schüttet es regelrecht und die Strecke erfordert meine ganze Aufmerksamkeit und Konzentration
denn bei diesem Scheißwetter rennen auch noch Schafe auf der Straße rum. Über die Sortlandbrücke geht es weiter nach Sortland auf der Insel Langoya die bereits zu den Vesteralen gehört.Über eine weitere gigantische Brücke namens Hadselbroen komme ich nach Stockmarknes, hier wurde 1893 die Postschifflinie Hurtigruten gegründet und ein Museum befindet sich heute im ehemaligen Haus des Generaldirektors.
An der Fähre von Melbu nach Fiskebol (Fahrtdauer ca. 30 min.)
treffe ich ein Ehepaar mit WoMo und Kennzeichen MK, welches aus meiner Nachbargemeinde Altena kommt. In Fiskebol angekommen bin ich nun endlich auf den Lofoten. Der Dauerregen hat inzwischen auch aufgehört und es schauert nur noch leicht. Auch scheint es mir nicht mehr so kalt zu sein wie auf dem Festland. Ich fahre jetzt noch ca. 30 km bis Svolvaer, das ist der Hauptort der Lofoten. Auch hier habe ich vor 2 Jahren zusammen mit meiner Frau und dem Postschiff Station gemacht, deshalb ist mir der Ort noch gut vertraut.
Mein Quartier für diese Nacht finde ich im 2. Versuch in Form
eines alten aber super renovierten und eingerichteten kleinen Fischerhauses, direkt neben dem RICA Hotel. Natürlich ist auch hier der Preis wieder entsprechend. Nebenan im Hotel stehen stehen insgesamt vier Busse, drei aus Deutschland einer
aus Dänemark, die ich auch schon in Honningsvag gesehen habe.
Nachdem ich mein Quartier bezogen habe, gehe ich erst mal eine kleine Runde joggen, erkunde den Ort, schaue der Ankunft des Postschiffes zu, suche mir ein schönes Restaurant und beschließe den Tag mit einem schönen norwegischen Bier.
Morgen kommt Lofoten der 2. Teil.
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Der 11.Tag Svolvaer-Moskenes- A- Moskenes 172 km:
Um 0700 Uhr werde ich wach weil die erste Busse Ihre Motoren warm laufen lassen. Der Himmel ist grau in grau, aber es regnet nicht. Weil ich heute nur eine kleine Tour vorhabe, gehe ich erst noch zur Bank in die nahe City Geld tauschen, denn unseren Euro will hier niemand haben, nur die NKr werden als Zahlungsmittel akzeptiert.
Ich bin heute mal Optimist und fahre gegen 0930 Uhr ohne Regenzeug los.Schon nach 10 km fängt es wieder an zu regnen und ich halte an einer Bus- Haltestelle und ziehe mein Regenzeug an. Meine neuen Bekannten aus Altena fahren hupend und winkend mit Ihrem WoMo an mir vorbei. Weil in meinem Reiseführer der kleine Ort Henningsvaer als so toll beschrieben wird, nehme ich mir auch dafür die Zeit, denn ich hab`s ja nicht eilig. Doch im Regen sehen alle Katzen grau aus, so auch Henningsvaer. Hier sehe aber das erste Holzgestell voll mit Stockfisch, der entgegen meiner Annahme nur gering riecht und kochentrocken und hart wie Holz ist und sich auch so anfühlt.
Wieder zurück auf der E 10 führt zuerst eine Brücke auf die Insel Gimsoy. Dann überquere ich den Sundklakkstaumen und komme nach Vestvagoy, das ist die zweigrößte Insel der Lofoten.Schließlich führt mich ein 1.780 mtr. langer Tunnel auf die Insel Flakstadoy und auf die letzte Insel, Moskenesoy geht es über eine imposante Hängebrücke, aber wie gesagt, im Regen ....
Ich schaue mir zunächst im Fährhafen Moskenes die Abfertigung nach Bodö an, denn morgen um 1400 Uhr bin ich dran. Eine Reservierung ist nicht erforderlich wie man mir sagt und die Fahrzeit beträgt vier Stunden. Hier treffe ich übrigens zwei Biker/innen aus SFA wieder, die ich schon in Alta auf dem Campingplatz nebenan gesehen hatte. Nun fahre ich noch in das letzte Dorf auf den Lofoten namens A. Der Ort ist voll mit den vier Bustouristen von gestern die hier ein Picknick veranstalten. Ich ergreife die Flucht zurück nach Moskenes und finde ein freundliches Quartier wieder in einer alten Fischerhütte mit angeschlossenem Restaurant. Hier gehe ich zum erstenmal richtig schön Fisch essen, wo denn auch sonst wenn nicht hier ?
Und sonst ? Es regnet fast den ganzen Tag und auch die Nacht hindurch. Ich beschränke meine Outside- Aktivitäten auf ein Minimum und tue mir die Ruhe an. Mal schauen was der morgige Tag bringt.
Fortsetzung folgt ....
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12.Tag Moskenes-Bodö-Saltstraumen 44 km:
Um 1100 Uhr breche ich von meinem Quartier auf zum Fährhafen von Moskenes, der nur zehn Minuten entfernt ist. Ich bin einer der Ersten an der Fähre, später kommt noch ein BMW- Pärchen aus WES, ein Ehepaar aus Potsdam und vier Spanier mit Ihren Cruisern hinzu. Ansonsten nur PKW, WoMo und LkW`s.
Die Überfahrt dauert etwa vier Stunden und erfolgt bei ruhiger See und Sonnenschein. Nach der Ankunft in Bodö versuche ich zunächst in der Jugendherberge ein Bett oder Zimmer zu kriegen, werde aber wegen Überfüllung abgewiesen.
Also mache ich mich auf Richtung Saltstraumen, das ist ca. 40 km entfernt und die Attraktion in der Region, wo die Gezeitenströmungen viermal täglich Wassermassen durch eine 150 m schmale Meerenge pressen. Am stäksten sollen die entstehenden Strudel bei Neumond und Vollmond sein.
So wie ich haben aber offensichtlich noch viele andere gedacht: Der Parkplatz ist voll mit Autos aus aller Herren Länder, das einzige Hotel am Platze ausgebucht und der Campingplatz gleichfalls. Man empfiehlt mir als einzige Alternative ein Fischercamp ca. 1 km weiter. Hier habe ich Glück, mein Zimmer ist eine bessere Absteige aber ich bin froh ein Dach über dem Kopf zu haben.Vorsichtshalber schlafe ich diese Nacht aber in meinem Schlafsack.
Ich treffe und spreche noch mit einigen Anglern aus den neuen Ländern die hier Ihre Angelferien verbringen und begeistert über Ihre bisherigen Anglerfolge berichten. Dabei machen einige Bierchen die Runde, ich gehe aber davon aus, daß die mir kein Anglerlatein erzählen, denn ihr Räucherofen qualmt und verströmt einen angenehmen Duft der mir das Wasser im Mund zusammen laufen läßt.
Ich beende den Abend schon gegen 2100 Uhr, denn morgen früh will ich so schnell wie möglich hier weg. Das war heute mal wieder ein Tag ganz ohne Regen, dazu angenehm warm obwohl ich immer noch über dem Polarkreis bin.
Fortsetzung folgt....
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13.Tag Saltstraumen - Mosjöen 332 km:
Nach einer schlechten Nacht breche ich gegen 0800 Uhr auf und fahre zunächst die Straße 18 wieder Richtung Bodö bis zur Gabelung mit der Straße 80, die mich nach Fauske führt. Von dort geht es dann auf der E6 Richtung Süd nach Mo i Rana und später nach Mosjöen. Ich fahre bei trockenem Wetter los aber schon nach 1o km kommt der erste Regenschauer. Kurz vor Fauske überholen mich drei Biker aus OE die sich verfahren haben, anstatt nach Narvik sind sie nach Bodö abgebogen, haben Ihren Fehler aber bemerkt und haben es jetzt doppelt eilig. Vor einer Ampel halten wir ein kurzes Pläuschen, wünschen uns gegenseitig gute Fahrt und weiter gehts. Mich führt der Weg durch eine sehr waldreiche Gegend mit immer wieder einsetzenden Regenschauern bevor es wieder auf ein Hochplateau geht und ich das Polarkreiszentrum erreiche.
Links und rechts der Straße sind hier noch große Schneefelder vorhanden, es hört aber auf zu regnen und wird im weiteren Tagesverlauf durchaus freundlich. Danach geht es wieder leicht abwärts durch Wälder beiderseits der Straße und die Gegend hat fast den Charakter des Voralpenlandes. Ich erreiche um die Mittagszeit Mo i Rana, ein alter Marktort und Handelsplatz mit ca. 23.000 Einwohnern, den ich mir ganz anders vorgestellt habe. Mein heutiges Tagesziel liegt aber noch ca. 80 km weiter südlich und heißt Mosjöen, ein Ort mit ca. 13.500 Einwohnern der mitten durch die hier viel befahrene E 6 getrennt wird. Ich überlege nicht lange und fahre direkt das erste Hotel an, aber Fehlanzeige, ausgebucht.
Der freudliche Mitarbeiter an der Rezze läßt mich aber nicht im Regen stehen sondern telefoniert für mich in der Gegend rum. Schließlich kriege ich noch ein Zimmer für 745 NKr. in einem Motel direkt an der E6. Ich habe zwar das Gefühl das die Autos direkt durch mein Zimmer fahren, aber hauptsache nicht wieder so wie gestern. Ich begebe mich noch auf eine ausgiebige Runde durch den Ort und bewundere die wirklich schönen kleinen alten Holzhäuser am Flüßchen Vefsna, die wohl den früheren Ortskern darstellen. Ab etwa 2000 Uhr verziehen sich die Regenwolken und um 2200 Uhr strahlt die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Es mußte ja mal kommen das gute Wetter.
Fortsetzung folgt...
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14.Tag Mosjöen-Hoylandet 288 km:
Um es gleich zu sagen, dieses wird der schönste Tag der ganzen Reise.Die Sonne strahlt von einem wolkenlosen blauen Himmel und die heutige Strecke ist einfach traumhaft. Ich fahre zunächst noch ca. 60 km südwärts auf der E6. Bei Tostbotn biege ich rechts ab auf die 76 Richtung Bronnoysund.
Zunächst geht es durch einen ca. 6 km langen Tunnel in dem es recht kalt wird. Aber was dann auf den folgenden 99 km folgt ist einfach nur Spitze. Vorbei am Tosenfjord, der mich auf der ganzen Strecke begleitet und in dem sich die schneebedeckten Berge spiegeln geht es bis Bronnoysund.Ich glaube ich bin irgendwo in den Alpen unterwegs. Auf den gesamtem 99 km fahren noch zwei WoMo mit mir in gleiche Richtung, die ich aber schon früh überhole. Vier Autos kommen mir noch entgegen, ansonsten bin ich allein auf weiter Flur.
Die Natur, die Ruhe und das Wetter sind einfach nur phantastisch.
Bei Bronnoysund biege ich nach links auf die RV 17, die vielgerühmte Küstenstrasse, die von Bodö kommt und bis nach Steinkjer führt. Die Fahrt geht bei besten Straßenverhältnissen immer am Wasser entlang. Rechts der Atlantik, links diverse Fjorde. Die Landschaft hat sich jetzt deutlich geändert, entspricht etwa deutschem Mittelgebirge mit viel Landwirtschaft und saftig grünen Wiesen. Allerdings laufen Kühe und Schafe teilweise frei in der Gegend rum. Von Vennesund nach Holm geht es nochmal für ca. 20 min. auf die Fähre, die gerade weg ist als ich ankomme und hier nach einem festen Fahrplan fährt. Jetzt heißt es eine Stunde warten, die ich für ein kleines Mittagessen nutze: Eine Tasse Kaffee und ein Polster im Brötchen.
Auf der anderen Seite geht es immer noch auf der kleinen RV17 mit wunderschönen Ausblicken am Fjord vorbei, später etwas ins landesinnere, aber immer bergauf/bergab und sehr kurvenreich. Bei diesem Wetter ein Höchstgenuß. Die Sonne knallt mir in ungewohnter Weise auf den Helm und gegen 1430 Uhr beende ich den heutigen Tag in einem schön gelegenen Motel in Hoylandet. Das ist ein kleiner Ort irgendwo im Nirgendwo, ca. 50 km vor Namsos, welches mein eigentliches Ziel für heute war. Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe, gehe ich erst mal eine kleine Runde joggen und döse dann noch etwas in der Sonne vor mich hin, dabei höre ich tatsächlich auch den Kuckuck rufen. Morgen plane ich bis in die Gegend zwischen Trondheim und Lillehammer zu fahren, auf jeden Fall will ich noch an Trondheim vorbei. Und die Wetteraussichten sagen auch wieder Regen für die nächsten Tage vorher.
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15.Tag Hoylandet- Oppdal 350 km :
Erst um 0800 Uhr gibt es heute Frühstück, da bin ich schon bereit und die Sonne steht an einem blauen Himmel. Ich tanke meine Deauville noch eben im Ort auf und ab gehts. Ich fahre erst die kleine Straße 775 Richtung Grong auf der unzählige Schafe frei rumlaufen und sich auch zu einem Nickerchen niedergelassen haben. In Grong biege ich auf die E6 Richtung Steinkjer und Trondheim. In Grong führt mich mein TomTom nicht auf die Umgehungsstraße sondern quasi mitten durch die Einkaufsstraße, aber ich komme durch.
Ab Steinkjer nimmt der Verkehr in beide Richtungen deutlich zu, daß bin ich nach den Tagen im hohen Norden garnicht mehr gewohnt. Die Fahrt geht jetzt über eine Strecke von über 100 km immer am Trondheim Fjord entlang und erfordert aufgrund des ungewohnt hohen Verkehrsaufkommen meine ganze Konzentration. Die mautpflichtigen Straßen nach Trondheim sind für Motorräder frei, natürlich hat mich mein TomTom darauf hingewiesen und mir auch eine Ausweichstrecke empfohlen.Ab Trondheim verlasse ich nun endgültig die Fjordgegend und fahre auf der E6 in Richtung Lillehammer wo in 1994 die Olympischen Winterspiele stattfanden. Der Himmel bewölkt sich jetzt zusehens, es bleibt aber noch trocken. Die Fahrt geht nun durch das Gudbrandatal, das von seiner Bauernkultur geprägt ist. Man könnte auch meinen, ich bin im Sauerland unterwegs, aber, die Bauern fahren jetzt Ende Juni gerade Ihren ersten Heuschnitt ein, Flieder und Tulpen
blühen, ein Erdbeerbeet steht in voller Blüte, ist aber noch ohne Früchte.
Kurz vor Oppdal treffe ich auf einem Parkplatz einen Biker aus Würzburg, ungefähr in meinem Alter und auch allein unterwegs. Der ist über Fehmarn, Dänemark, Hirtshals- Kristiansand in einer Woche immer an der Küste entlang hierher gekommen. Sein Ziel ist das Nordkap und zurück will er immer an der russischen Grenze entlang südwärts. Ich staune über sein mitgeführtes Gepäck, er will noch drei Wochen bleiben, hat aber nur zwei Alukoffer und ein Topcase an seiner F 650,
schläft nur im Zelt und hat auch Verpflegung dabei. Gemütlich öffnet er einen seiner Koffer, holt eine Thermoskanne Kaffee heraus und gißt sich erst mal in aller Ruhe einen Kaffee ein.
Ich glaube, das sind die wahren Lebenskünstler.
Ich hatte mir vorgenommen, etwa bis Oppdal zu fahren, das liegt mitten im norwegischen Skigebiet, und finde im dritten Versuch auch ein schönes Zimmer im Quality Inn Hotel.
Um 2145 Uhr ist es noch taghell, aber die umliegenden Berge sind schon von dicken, grauen Regenwolken behangen. Ein Radfahrer sagte mir heute ca. 35 km vor Trondheim auf einem Parkplatz " The weather will be change " worauf ich entgegnete
" I hope not to rain ". So wie es aber aussieht hatte er Recht.
Mit Hilfe meiner Tochter buchen wir noch über das Internet meine nächste Bleibe im Scandic Hotel in Hamar, denn ich bin es leid immer ein Hotel suchen zu müssen. Binnen fünf Minuten habe ich die Buchungsbestätigung auf meinem Handy.
Fortsetzung folgt....
Zuletzt bearbeitet: 08.08.07 22:43 von siggi
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16.Tag Oppdal- Hamar 301 km :
Hier in Oppdal hatte ich überlegt, ob ich nach rechts abbiege Richtung Geirangerfjord oder Richtung Oslo weiterfahre. Der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage nur Regen voraus, deshalb entschließe ich mich für Oslo. Ich starte um kurz nach 0900 Uhr bei trockenem aber bedecktem Wetter. Schon nach 20 km setzt der erste leichte Regen ein,später regnet es Bindfäden ohne jegliche Unterbrechung. Die Fahrt geht auf der E6 durch das Gudbrandsdal, man könnte auch meinen man ist im Voralpenland oder in Südtirol unterwegs, wenn nur der Regen nicht wäre. Später fahre ich mal rechts mal links am Mjosa See vorbei. Der See hat eine Größe von 362 km²und 100 km Länge und ist der größte See Norwegens. Dombas bleibt mir als besonders schöner Ort noch in dem Norwegischen Skigebiet in Erinnerung. In Ringebu besuche ich trotz Dauerregen die alte Stabkirche aus dem 12. Jahrhundert. Ab Mittag nimmt der Verkehr Richtung Norden deutlich zu. Durch den Regen sehe ich eine nahezu endlose Schlange von Scheinwerfern auf mich zukommen. Heute scheinen neben den Norwegern die Deutschen am stärksten vertreten zu sein. Sie kommen in PKw´s, WoMo, mit Anhänger und in Bussen. Auch vor dem Scandic Hotel in Hamar kommen nach mir noch drei Busse an. Zwei fahren noch Richtung Nord, einer ist auf dem Weg nach Oslo zur Fähre.
Kurz hinter Oppdal, oben auf der Hochebene, habe ich heute den zweiten schweren Unfall gesehen, diesmal sogar mit Einsatz des Rettungshubschraubers. Wieder blieb das Auto nach Überschlag auf dem Dach liegen, wieder war es bei Regen und wieder oben auf einer Hochebene, fernab jeder Zivilation.
Dabei fahren die Norweger doch äußerst diszipliniert die zulässige Höchstgeschwindigkeit von meist 90 Kmh und lassen sich dabei auch nicht aus der Ruhe bringen. Ich habe eigentlich während der ganzen Tour, weder in Finnland noch in Norwegen niemanden gesehen der das Limit überschritten hat (ich will mich da mal nicht dazu zählen).
Ich beschließe den heutigen Tag in meinem Hotel noch mit drei schönen Saunagängen. Mehr war heute nicht drin, denn draußen schüttet es immer noch ohne Unterbrechung.
Fortsetzung folgt....
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macht einfach Spaß zu lesen. Ich hätte Dir wirklich schöneres Wetter gewünscht. Wir hatten letztes Jahr auch einiges an Regen, daher weiß ich worüber Du schreibst. Trotzdem war es herrlich ...
Martin
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Siggi, sehr schöner Bericht, danke.
Bei mir ist das Nordkap bereits definitiv ab Mitte Juni 2008 für 3 Wochen vorgesehen. Wäre schön, wenn du bei Gelegenheit noch eine Tourkarte und vielleicht noch einige Bilder einstellen könntest.
Gruss Markus
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Hallo, Markus,
mach ich gerne , da bin ich aber auf die Hilfe meiner Tochter angewiesen. Ich bin jetzt für 2 Wochen in Urlaub, danach packen wir es an.
Gruss Siggi
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17. Tag Hamar- Oslo, Hotel Carlton 139 km:
Bevor ich aufbreche, hat mir meine Tochter per Internet das Hotel Carlton für 2 Tage in Oslo gebucht. Die Buchungsbestätigung habe ich wieder im Nu auf meinem Handy.
Der Himmel ist wie gehabt wolkenverhangen aber es ist zunächst trocken. Die ersten kräftigen aber kurzen Schauer setzen aber bald ein. Heute bin ich mal Optimist und verzichte auf Regenzeug, irgendwie habe ich das Gefühl daß es besser wird. Die Fahrt geht zunächst noch entlang des Mjosa Sees, über dem die Regenwolken tief hängen. Ich traue mich aber nicht hier anzuhalten und ein Foto zu machen, denn es herrscht reger Verkehr in beide Richtungen. Etwas später komme ich am Flughafen Gandermon vorbei und erreiche dann auch schon die ersten Vororte von Oslo. Ich werde jetzt doch ein wenig nervös, verlasse mich aber voll auf mein TomTom. Der führt mich rechts, links, über Brücken, durch Unterführungen mitten hinein in die City. Ich muß gestehen, daß ich schon bald den Überblick verloren habe, wo zum Teufel ich hier überhaupt bin. Als ich schon drauf und dran bin in dieser Gegend überhaupt noch ein Hotel zu vermuten, sagt mir die freundliche Stimme plötzlich Ziel erreicht.
Das Carlton Hotel hat seine besten Zeiten schon hinter sich, das Frühstück ist allerdings Klasse, es gibt alles was man sich so wünschen kann. Will ich aber duschen, muß ich erst den Waschtisch zur Seite drehen. Das Hotel liegt völlig ruhig in einer Wohngegend, aber keine 10 min. vom Centrum und Hafen entfernt, wie ich schnell herausfinde. Auch das Color- Line-Terminal, von wo die Fähre nach Kiel fährt, finde ich schon auf meinem ersten Erkundungsgang. Als ich abends im Lofoten
Fiskerestaurant zum Abschluß meiner Tour noch einmal richtig schön Fisch esse, setzt ein heftiger Gewitterregen ein, der die Menschen ruckzuck von der Straße vertreibt, so daß ich mir zunächst noch ein norwegisches Bierchen genehmige, bevor ich dann in aller den Rückweg zu meinem Hotel antrete und den heutigen Tag beende.
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18. Tag Ruhetag in Oslo,
19. Tag Fähre Oslo - Kiel
20. Tag Kiel -Lüdenscheid 483 km:
Für den heutigen Ruhetag in Oslo ist Kultur angesagt. Ich mache eine Stadtrundfahrt, besuche Holmenkollen, das Kontiki-
Museum von Thor Heyerdahl, das Amundsen - und Wikinger Museum,
den Vigelandpark u.s.w. Nachmittags bummel ich noch etwas durch die Stadt. Was deutlich zu erkennen ist, ist die Tatsache das Norwegen eines der reichsten Länder aufgrund seiner Ölvorkommen ist, und den Menschen hier geht es offensichtlich sehr gut.
Vor 40 Jahren (!!!) bin ich als Soldat mit dem Zerstörer
Bayern schon mal in dieser wirklich schönen Stadt gewesen, den Weg vom Rathaus zum Königspalast, damals regierte noch König Olaf, finde ich auf Anhieb wieder, was zugegebenermaßen
aber auch nicht sonderlich schwer ist.
Anderntags mache ich mich schon kurz nach 0900 Uhr auf den nur kurzen Weg zum Terminal, denn vor meinem Hotel beginnt eine Baumaßnahme und die Straße wird aufgerissen, ich befürchte hier sonst nicht mehr rauszukommen. Am Terminal läuft gerade die Color Fantasy aus Kiel ein. Mein lieber Scholli, daß ist schon ein Brocken, und das Schiff fährt mit einer Präzision an den Kai wie eine Straßenbahn an die Haltestelle. Gegen 1200 Uhr beginnt die Verladung, und etwa 25 Motorräder dürfen zuerst einfahren. Es biginnt ein wüstes Gewurschtel, jeder versucht sein Bike bestmöglich zu verzurren, dazu stehen allerdings nur ganz normale Stricke von vielleicht jeweils 2 m Länge zur Verfügung. Ich hoffe, das hält, aber bei Abfahrt ist die See spiegelglatt. Morgens um 0600 Uhr ist doch Bewegung im Schiff, draußen bläst der Wind, die See ist bewegt mit Schaumkronen und es regnet stark.
Der Wetterbericht hat für den heutigen Tag Orkanböen für Norddeutschland und starken Regen angekündigt. Die Gischt und der Regen ziehen an meinem Kajütenfenster vorbei und ich hoffe daß ich standhaft bleibe, daß vorallem aber kein Motorrad umkippt, denn wenn eines fällt, fallen mehrere.
Pünktlich um 0900 Uhr macht die Color Fantasy in Kiel fest. Diesmal sind wir Motorradfahrer die letzten die das Schiff verlassen. Es gießt in Strömen und der Sturm peitscht mir den Regen waagerecht entgegen. Das geht so bis Hamburg, dann hört es weigstens auf zu regnen, der Sturm läßt aber erst deutlich hinter Bremen nach. Ich habe wirklich Mühe das Motorrad gerade zu halten und dahin zu bringen wo ich hin will. Manchmal glaube ich, daß mir der Helm vom Kopf gezogen wird.
Ich habe solch extreme Wetterverhältnisse noch nie erlebt und möchte das auch nicht noch einmal erleben. Noch heute bin ich der Meinung, daß diese Etappe die für mich gefährlichste der ganzen Tour war. Bei vorsichtiger Fahrweise erreiche ich gegen 1400 Uhr den Autohof Vechta, wo ich noch einmal einen Stopp einlege. Später stehe ich auf der A1 noch zweimal im Stau, bevor ich auf die A 45 abbiege und gegen 1700 Uhr und nach 5617 km wieder zu Hause ankomme.
Ich bin froh, daß ich gesund und ohne Pannen zurückgekehrt bin. Aber ich mußte diese Tour einfach machen, und ich weiß, die wird mir auf ewig im Gedächnis bleiben.
Zuletzt bearbeitet: 10.08.07 20:24 von siggi
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Hallo Siggi,
einfach super Klasse Deine Berichte.
Ich bin beeindruckt, wie Du alleine den widrigen Wetterverhältnissen getrotzt hast und diese Tour hinter dich gebracht hast.
Deutlich kommt in den Berichten heraus, welch grandiose Landschaft aus den Biker wartet.
Das macht schon Lust und in ein paar Jahren würde ich auch gerne diese Tour machen.
Der Gedanke reift mehr und mehr...( oder ein Traum nimmt langsam Gestalt an).
Du schreibst, Du musstest diese Tour einfach machen. Da hast Du sicher deine Gründe.
Aber alleine, nur mit der Ville...
Das wäre dann doch nichts für mich.
Glücklicher Weise ist alles gut gegangen und Du bist gesund zurück gekommen.
Im nachhinein finde ich es Schade, dass Du alleine fahren musstest, aber der Termin war auch etwas unglücklich (DmD).
Auf jeden Fall freue ich mich auf Deine Bilder.
(Am einfachsten in Dirks Bildergalerie Hochladen, auf Wunsch erstellt Dirk dir einen extra Ordner für diese Nordkaptour. Dann hier nur noch bescheid sagen, wenn die Bilder oben sind)
Vielen Dank für Deine übermittelten Eindrücke.
Nun aber einen schönen Urlaub.
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