HDF "VILLEr-Smalltalk & Stammtische"

Zurück zur Übersicht
Autor
Thema: Wartungs-/ Reparaturblog meiner 650er Ville


Hallo zusammen,

möchte an dieser Stelle mal eine Zwischenmeldung geben über den Fortgang der Arbeiten, die ich bisher an meiner Ville vorgenommen habe.

Zur Vorgeschichte:

Das Möpp ist Baujahr 98, also eine der ersten Ville, und wurde vom Vorbesitzer gerademal 2-3 Jahre gefahren. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er nun nimmer auf Tour gehen und meldete sie ab. So stand sie nun bis Dezember 2012 irgendwo in der Garage oder beim Händler und hatte noch TÜV gemacht bekommen vor 2 Jahren (wie? das frage ich mich bis heute). Dann kam sie also zu mir, nachdem ich sie im Internet gefunden hatte mit 9600 km und für 2600 Euro (ja es kann sein dass das zu teuer war, aber mir gefiel die Laufleistung wider besseren Wissens, wieviel man mit einem Villemotor fahren kann). Verkauft wurde sie mir mit dem Zusatz "Motor springt nicht an" womit die Odyssee begann.

Fehlerbeschreibung:

- schlechtes Kaltstartverhalten
- kein Leerlaufverhalten
- miserable Gasannahme
- kaltes Abgasrohr vorderer Zylinder nach Motorstart
- kein V-max
- nasses, rechtes Standbein

Mein Einsatz:

Nachdem ich sie abgeholt hatte, stellte ich sie bei einem Kumpel in dessen Garage unter und begann das Möpp zu demontieren. Irre Geschichte, wenn man noch nie mit einem vollverkleidetem Motorrad zu tun hatte :-)
Der Vergaser wurde zu dem Zeitpunkt von mir zu ca 2/3-teln demontiert und überprüft, jedoch NICHT abgebaut. Das habe ich mich nun doch damals nicht getraut. Mit viel- sehr viel Starterspray bekam ich sie nach Zusammenbau nun doch zum Leben erweckt, aber das was sie da von sich gab, war nicht mit einem guten Motorrad zu vergleichen. Sie hustete, spukte, ging aus und nicht wieder an ausser mit Starterspray...
So begann die Reparaturarie wie folgt:

- neuer Luftfilter
- neue Zündkerzen
- neuer Benzinfilter
- neue Benzinpumpe
- Ölwechsel komplett incl Filter
- Kardanölwechsel
- Gabelsimmerringe r+l
- ein neues Standbein links (war nicht mehr zu retten)
- neues Gabelöl

Zwischenzeitlich bekam ich sie so halbwegs zum laufen und kippte in jede Tankfüllung eine halbe Flasche Vergaserreiniger dazu und hatte auch immer eine Sprühdose Startspray dabei in der Hoffnung, dass der Vergaserreiniger seiner Aufgabe Rechnung tragen würde und den Vergaser reinigt...
Und trotz aller Wartungsarbeiten schien mir meine Ville das nicht zu danken. Also bettelte ich und fragte mich hier im Forum durch und traf auf sehr hilfsbereite Menschen, bei denen ich mich bis hierher herzlichst für deren Rat und Zeit bedanken möchte, las mich in anderen Foren schlau über Stunden und aber Stunden und kam so langsam in die Richtung, dass ich wohl nicht drumherumkommen würde das Mopped nun komplett zu zerlegen und mich an den Vergaser zu machen.
Unverzichtbar hat sich erstens die Bucheli Reparaturanleitung gemacht, aber noch wichtiger (denn ohne das hätte ich den Vergaser nicht angerührt) war für mich der Erhalt des Original WHB's.

Also hiess es für mich ein weiteres Mal:

Verkleidung, Tank und Luftfilter abbauen.
Chokezüge überprüft, weil diese in Verdacht standen defekt zu sein. Die waren es aber doch nicht. Nun kam ich also nicht mehr um den Abbau des Vergasers herum.
Festgestellt habe ich erstens, dass ein Ansaugstutzen defekt/ gebrochen war (vorderer Zylinder).
Nachdem ich den Vergaser in der Hand hielt (und ihn wie ein rohes Ei behandelt habe), löste ich sämtliche Deckelchen und Verschlüsse um Membranen auf Unversehrtheit zu überprüfen- alles sauber, heile und wunderschön. So arbeitete ich mich in stundenlanger Nachtarbeit zu den Schwimmerkammern vor, wobei ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich dort der Fehlerteufel eingeschlichen haben könnte (eben wegen 650 km Fahrt mit Vergaserreiniger).
Ich sollte mich gewaltig täuschen!!
Als erstes fiel mir im Schwimmerkammerdeckel eine rostbraune Schicht auf, die wie Staub aussah, sich aber wegwischen liess. Reinigung hier mit warm Wasser, einer alten Zahnbürste und Handwaschpaste. Als nächstes nahm ich mir die Hauptdüse und die Nebendüse des Vergasers für den vorderen Zylinders vor. Beide verdreckt, wobei die Hauptdüse weniger schmutzig war als die Nebendüse. Bei letzterer konnte ich noch nicht einmal durchschauen, weder duch die Bohrungen in der Seite als auch der Länge nach. Mein Versuch das verkrustete Benzin mit Bremsenreiniger, Sprühöl und ausblasen zu entfernen, schlug fehl. Bei der zweiten (hinterer Zylinder) Schwimmerkammer sah es zwar etwas besser aus, war aber auch nicht meinem Perfektionismus zuträglich und ausreichend sauber. So überlegte ich mir, wo und wie ich die 4 Düsen bestehend aus 6 Teilen am besten reinigen könnte und kam auf die Idee, bei Fielmann anzurufen ;-). Dort erklärte man sich bereit, die Düsen in das Ultraschallreinigungsgerät in der Werkstatt zu legen und zu reinigen.
Ich bekam sie PERFEKT SAUBER zurück.
Wieder daheim angekommen, mussten die Düsen gleich wieder eingebaut werden. Da ich keine neuen Schwimmerkammerdichtungen gekauft habe, besorgte ich mir Flüssigdichtung, die ich zusätzlich zur originalen auf den Rand des Schwimmerkammerdeckels aufbrachte. Grund dafür ist einfach: bevor ich den Vergaser einbaue und die Schwimmerkammern dann nicht dicht sind, trotz vernünftigem festziehens, kann man doch gleich zusätzliche Dichtmasse aufbringen um einer Undichtigkeit und doppelter Arbeit gleich von vornherein vorzubeugen.
Heute kamen nun auch endlich die neuen Ansaugstutzen an. Wenn ich es schaffe, baue ich die auch gleich heute noch inclusive dem Vergaser ein, wovon ich hoffe, dass dies unfallfrei vonstatten geht.

Bis hierher bin ich gekommen. Wie es weitergeht und ob alles läuft wie es soll, werde ich weiter berichten.

Liebe Grüsse euer Jason



Hallo Jason,
ich bin aber sowas von überzeugt, dass die Ville demnächst besser läuft, als je zuvor.
Alle Achtung, wenn Du nur halb so sauber arbeitest, wie Du schreibst, Hut ab.
Bin mal über den weiteren Verlauf gespannt.
Viel Spass bei der Arbeit und dann noch mehr Spass bei den Touren.

Gruß aus Erding
(12,2°C, Nieselregen)
Werner_ED




Hallo Werner,

danke für die Blumen, aber lieber mach ich es andersherum als wie du das schreibst ;-) ich arbeite lieber sauberer als ich schreibe
Zudem wirst du gelesen haben, dass ich einem gewissen Perfektionismus erlegen bin- gerade was Mechanik etc betrifft. Immer vorsichtig mit dem Material umgehen dann wird das schon. Hoffe meine Ville am Montag fertig zu haben und dann werde ich mit ihr eine schöne Tour unternehmen und hoffentlich das Endergebnis mit einem breiten Grinsen von einem Ohr zum anderen quittieren :-)

Sehen uns mit Sicherheit bald- ziehe ja nach KE

Gruss- Jason



Sodela Freunde der Ville...

an dieser Stelle gebe ich eine Erweiterung meines Blogs bekannt.
Ich hab es getan und meine Ville zusammengesetzt.
Vergaser mit den neuen Ansaugstutzen versehen und auf die Zylinder gesetzt, Chokeventile nochmals überprüft und für gut befunden und dann eingesetzt, Benzinschläuche angebracht und gesichert, Luftfilterkasten aufgesetzt und angeschlossen.
SO.
Nun kam mir die Überlegung, ob es notwendig wäre gleich den Tank mit anzubauen. Ich habe mich dagegen entschieden. Da man jedoch zum anschmeissen Benzin braucht, hab ich den vollen Reservekanister aus dem Keller geholt und ein Stück Restbenzinschlauch am Benzinfilter aufgeschoben und das andere Ende in den Kanister gehängt. Sah lustig aus, aber tat seinen Dienst.
Da ich nun alle Schläuche und Anschlüsse nochmals überprüft hatte, musste ich gut durchatmen um die Anspannung zu bewältigen nach der Wartungsarie.

Dumm war nur, dass es zu dem Moment zu regnen und zu hageln anfing- ein schlechtes Omen???

Zündschlüssel gedreht und einmal kurz ohne Choke den Anlasserschalter gedrückt. Kein anspringen. Jedoch klickerte die Benzinpumpe ein fröhliches Lied, wodurch mir klar wurde, dass die Schwimmerkammern ja f*rztrocken waren und erst wieder gefüllt werden mussten. "OK" dachte ich als das klickern aufhörte- "Versuch der 2-te aber diesmal MIT Choke".
Anlasser drehte und drehte und drehte- keine Reaktion des Motors. Ich wollte schon aufgeben, als der Motor auf einmal den ersten Huster von sich gab. "Jetzt dranbleiben" schoss mir durch den Kopf und mit Gas geben am Gashahn kam sie auf einmal. VERDAMMT- was für ein Geräusch war das denn??? Die läuft ja auf BEIDEN Zylindern mit allen 4 Zündkerzen!!! Sie läuft rund und sauber!!!
Leerlaufdrehzahl stand bei vollem Choke bei ca 3000 Touren, aber das habe ich mit dem Chokehebel auf ein verträgliches Maß von 2000 Touren herunterregeln können. Der Motor reagiert bei ca Ende des ersten Drittels des Chokehebelweges und ist frei einstellbar. Gaszüge habe ich nachgestellt- Freiweg des Gashahns liegt bei ca 3 mm.
Alles in allem bin ich sehr zufrieden momentan. Ich denke ein paar minimale Einstellungen fehlen noch, aber das ist nicht der Rede wert. Vielleicht lass ich meine Zicke ja mal am Sychrontester schnuppern- aber ich denke nicht dass da was fehlt, weil sie absolut rund läuft.

Zusammenfassend kann ich folgendes sagen:
Investitionen liegen insgesamt bei ca 300 Euro. Zeitaufwand effektiv bei 14 Tagen.
Aber es hat sich definitiv gelohnt. Kurze Probefahrt habe ich auch schon gemacht und selbst das ausmachen des Motors klingt komplett anders als vorher.

Liebe Grüsse und ein herzliches Dankeschön an alle die mir mit Rat zur Seite standen- Jason



Herzlichen Glückwunsch
und allzeit gute Fahrt

an Dir ist ein echter Schrauber verloren gegangen
Respekt





Guten Morgen Udo,

auch dir ein Dankeschön. Ich BIN Schrauber mit Herz und Seele. Es macht mir einfach einen riesen Spass mich in Probleme und Technik reinzuarbeiten, auch wenn ich anfangs gerne mal den Schwanz einziehe (mein "Gejammere hier ) . Dann brauch ich etwas Ermutigung, aber bin ich einmal dabei ein oder mehrere Probleme in Angriff zu nehmen, kann ich mich regelrecht festbeissen. Das geht dann solange, bis ich des Rätsels Lösung erreicht habe. Was manchmal nur etwas störend ist, ist mein Perfektionismus gepaart mit Spontaenität, was mich immerwieder dazu antreibt auch Dinge zu tun die überflüssig sind.

Liebe Grüsse Jason



SUPER Jason,
toll, dass Du das so hin bekommen hast.
Ich wünsche Dir allzeit Gute Fahrt.
Du wirst mit dem Teil viel Spaß haben.
Ville schöne Touren
Hatte nur meine Bedenken mit der flüssigen Dichtung.
Zu viel davon und das Zeug tropft in die Innenseite und macht da alles dicht und Deine Arbeit zunichte.
Aber das weißt Du ja sicherlich.
Mit immerschönestressfreieTourenwünschendem Gruß

Heinz

Zurück zur Übersicht


Willkommen im HONDA-DEAUVILLE-Forum.de (ehemals "Engelke´s Forum")!